17.01.25: Besuch LK Erdkunde 12 beim Milchviehhof Gölter
Bericht und Fotos: Lisa Derda, Claire Schmitt (MSS12)
Am 17.01.2025 besuchten die Erdkunde Leistungskurse des Leibniz-Gymnasiums den Milchviehhof des Bauers Manfred Gölter, welcher in Winzeln liegt. Herr Gölter betreibt mit rund 200 Kühen einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Milchwirtschaft auf konventioneller Basis.
Im Folgenden werden wir einen genaueren Einblick in die Führung des Hofs geben und diese mit anderen, vor allem spezialisierten Betrieben, vergleichen. Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Hofes Gölters liegt in der Milchwirtschaft. Auf dem Hof sind rund 200 Kühe „beheimatet", die konventionell gehalten werden. Jede dieser Kühe hat zudem einen eigenen Namen. Zusammen mit einem Mitarbeiter, sowie einem Teilzeitmitarbeiter, muss sich Herr Gölter jeden Tag um seine Kühe kümmern. Diese sind in einem großen Stall untergebracht. Die Kälber sind in einem eigenen, etwas kleineren Stall mit Strohunterlage, untergestellt. Die jüngsten Kälber sind zudem noch einmal extra getrennt von den etwas Älteren. Des Weiteren werden Kühe, die ein Kalb erwarten, von den anderen Kühen getrennt. Dadurch ist der große Stall in zwei Bereiche unterteilt. Die laktierenden Kühe sind auf der einen Seite untergebracht und sind von den nicht laktierenden Kühen, die auf der anderen Seite stehen, getrennt.
Während früher im Stall eine Strohgrundlage, die regelmäßig ausgemistet wurde, vorhanden war, ist es heute üblich Gummimatten als Stallunterlage zu nutzen, da dies kostengünstiger ist. Außerdem werden heutzutage die Extremente gesammelt und als Gülle ausgebracht. Dieser Wandel in der Haltung beschreibt den Strukturwandel, unter dem viele Betriebe leiden, so wie der Hof Gölter. Durch den Strukturwandel geht die Anzahl der Höfe stark zurück, außerdem sind die Höfe oft gezwungen Investitionen zu tätigen, um die Mechanisierung zu realisieren. Dies benötigen sie vor allem, um die Leistungsfähigkeit hoch zu halten und mit anderen spezialisierten Höfen mitzuhalten.
Auch der Preisdruck der Wirtschaft und Industrie sowie die zunehmende Bürokratisierung der EU stellen klare Probleme für Milchviehbauern dar, so auch für Herrn Gölter. Neben dem normalen Stall gibt es zudem noch einen Laufhof, der etwa 30 m² groß ist. Dort können sich die Kühe ebenfalls frei nach ihrem Willen aufhalten, da dieser Bereich mit dem Stall verbunden ist. Die Tiere, deren Wunschtemperatur aufgrund ihres hohen Stoffwechselumsatzes, bei 0°C - 15°C liegt, suchen sich gegebenenfalls hier eine Abkühlung. Neben den Kühen lebt zudem der Bulle Sokrates auf dem Hof. Er ist der Deckbulle und hebt sich vor allem durch seine Größe stark von den anderen ab. Es ist üblich, dass der Bestand alle 2 Jahre durch einen Deckbullen ergänzt wird. Allerdings greifen gerade spezialisierte Betriebe eher auf die künstliche Befruchtung durch den Tierarzt zurück, wodurch sie die Gene des Kalbes „frei wählen" können. Dies ist vor allem ein Wandel hin zur modernen Landwirtschaft, wodurch traditionelle Betriebe immer mehr verdrängt werden.
Während manche Betriebe Futter oft dazukaufen müssen, bewirtschaftet Herr Gölter seine Felder mit Futter für die Kühe. Das heißt er betreibt Ackerbau mit Futterpflanzen wie Mais, Raps und Getreide. Generell bekommen seine Kühe eine bestimmte Strohmischung, beziehungsweise Kraftmischung bestehend aus Schrot, Gras, Mais und Kraftfutter. Dieses Futter wird in einem Futtersilo, der sich hinter dem Stall befindet, gelagert. Jede Kuh hat einen eigenen Sensor, der an ihrem Halsband befestigt ist. Dadurch kann jede Kuh auf sie selbst beziehungsweise auf ihre Milchleistung individuell eingestimmtes Futter erhalten. Die Menge an Futter kann so ebenfalls geregelt werden. Durch diese Anpassung kann die Milchproduktion, Produktivität und Qualität jeder einzelnen Kuh gesteigert oder optimiert werden. Neben dem Futter trinkt eine Kuh durchschnittlich 120 l bis 200 l Wasser täglich.
Zusätzlich befindet sich auf dem Hof ein Melkstall, in dem 12 Tiere Platz haben. Dort werden die Kühe 2 mal pro Tag gemolken. Dieser Vorang dauert rund 2 tunden und wird morgens um 5 Uhr und abends um 17 Uhr durchgeführt. Manche Betriebe setzen für eine Effizienzsteigerung auf 3 mal Melken pro Tag, dadurch entsteht aber ein höherer Zeitaufwand. In solchen spezialisierten Betrieben werden zusätzlich neue Melktechniken eingesetzt. Diese sind teure, voll automatische Melkmaschinen, die die Kühe selbst betreten können. Dadurch werden sie zwei- bis dreimal täglich gemolken, wodurch Arbeitsschritte eingespart werden können. Auf dem Hof von Herrn Gölter gibt es eine halbautomatische Melkmaschine. Von dem Melken sind zunächst jedoch Kühe, die ein Kalb erwarten, zwei bis drei Monate vor der Geburt ausgeschlossen, damit sie sich auf die Geburt vorbereiten können. Im Betrieb hat eine Kuh eine Lebenserwartung von 5 bis 6 Jahren und kann dabei durchschnittlich pro Jahr ungefähr 11.000 l Milch geben. Direkt nach der Geburt ist dabei die Milchmenge einer Kuh ziemlich hoch, die wieder schnell abfallen kann. Des Weiteren ist die Milchmenge jeder Kuh unterschiedlich und mit vielen Faktoren verbunden, wie Haltung und Gesundheit. Kurze Zeit nach der Geburt ist eine durchschnittliche Milchmenge von ungefähr 20 l Milch pro Tag normal. In spezialisierten Betrieben liegt die Milchmenge einer Hochleistungskuh bei 50 l Milch pro Tag. Eine Steigerung der Milchleistung ist dabei an bestimmte Faktoren gebunden. So kann eine bessere Zucht, besseres Futter sowie mehr Platz im Stall beziehungsweise mehr Komfort für die Kühe die Milchleistung steigern. Während in vielen Betrieben die Tiere früher angekettet wurden, wird heute auf mehr Tierwohl geachtet. So gibt es auch in Herrn Gölters Betrieb in Form von Massagebürsten mehr „Kuhkomfort". Nach dem Melken wird die Milch bereits vor Ort von rund 38°C auf ungefähr 6°C heruntergekühlt.
Jeden zweiten Tag wird diese Milch durch die landwirtschaftliche Genossenschaft Hochwald in Thalfang bei Trier abgeholt und zur Weiterverarbeitung in ein Milchwerk bei Kaiserslautern geliefert. Generell hängen die Milchpreise von der zunehmenden Globalisierung ab. Diese richten sich nämlich weitestgehend nach dem Weltmarkt. Außerdem hängt der Preis von der Qualität der Milch ab. Liegen optimale Bedingungen vor, so erhält Herr Gölter auch den optimalen Preis. Um die Qualität „beweisen" zu können wird die Milch jeden zweiten Tag auf Keime, Lactose, Zellzahl, Krankheiten, Fettgehalt, Eiweißanteil und die Temperatur geprüft, um so kontrollieren zu können, dass keine schlechte Milch in Umlauf gerät. Wäre die Milch nach der Prüfung nicht optimal, so würde dies vermerkt werden, wodurch man keinen Abnehmer für die Milch finden würde. Zudem wird auch sichergestellt, dass das Tierwohl eingehalten und die Kuh nicht „ausgebeutet" wird. Falls es beispielsweise zu einem Verkauf von Milch, die mit Antibiotika versetzt ist, kommen würde, würde der Bauer eine Strafe erhalten.
Herr Gölter versucht vollständig auf Antibiotika zu verzichten, indem er Kälber bereits früh impft. Doch muss er auch manchmal Ausnahmen machen, falls es einer Kuh ohne Antibiotika zu schlecht gehen würde. Alles in allem ist dies eine sehr schwere körperliche Arbeit, die jeden Tag verrichtet werden muss, auch Sonntags. Dadurch hat Herr Gölter kaum Freizeit und kaum Urlaub. Des Weiteren ist es auch üblich, dass er nachts aufstehen muss, wenn eine Kuh beispielsweise kalbt oder kurz vor der Geburt steht. Man muss in der Milchwirtschaft auch bereit sein Investitionen in teure landwirtschaftliche Maschinen zu tätigen oder auch in Anlagen, die stets gut gepflegt werden müssen.
Der Besuch auf dem Milchviehhof bei Herr Gölter in Winzeln war auf jeden Fall ein wertvoller Beitrag zum Unterricht. Dadurch bekamen wir einen praktischen Einblick und konnten Gelerntes besser verstehen. Die Exkursion hat uns sehr viel Spaß gemacht, vor allem auch, weil wir uns alles in Ruhe anschauen konnten, die Kühe sogar streicheln durften sowie frische Milch probieren konnten. Wir wollen Herr Gölter danken, der sich für uns Zeit genommen hat und uns in Ruhe alles erklärt hat. Zudem hat er uns Fragen beantwortet und uns alles geduldig gezeigt. Alles in allem war diese Exkursion ein gelungener Abschluss zum Thema „Landwirtschaft".