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08.11.24: Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung

Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung 11/24

Bericht: Herr Graziano, Bilder: Herr Ventulett

Am 8. November 2024 machten sich etwa 220 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13, begleitet von der Courage-AG und betreuenden Lehrkräften, auf den Weg zum Walhalla-Kino Pirmasens, um den Film Schindlers Liste zu sehen. Bereits beim Eintreffen gegen 8:30 Uhr sorgte die Vorfreude auf das Kinoerlebnis und das Bewusstsein für den eindrucksvollen Film für eine gespannte Erwartung.

Während alle in kleinen Gruppen das Kino betraten, um die Gelegenheit zu nutzen, Popcorn und Getränke zu kaufen, wirkte die Stimmung fast wie bei einem klassischen Kinobesuch. Für eine Weile herrschte eine angenehme Gelassenheit, als die Schülerinnen und Schüler sich, statt in den Unterricht, in die bequemen Kinosessel setzten, umgeben von ihren Freundinnen und Freunden. Die ersten Minuten des Films begannen und das vertraute Knistern von Popcorn erinnerte an die Atmosphäre eines entspannten Kinonachmittags – ein ungewohnter, aber willkommener Start in den Freitagmorgen.

Mit dem Fortschreiten des Films änderte sich jedoch die Stimmung merklich. Schon bald wurden die Anwesenden von der Grausamkeit und Tragik der dargestellten Ereignisse ergriffen, und das Gefühl der Unbeschwertheit wich – bei den Meisten – einer beklemmenden Stille. Es war kaum zu übersehen, wie tief die Bilder unter die Haut gingen, einige mussten für eine kurze Pause auch den Saal verlassen, begleitet von Lehrkräften und Mitschülerinnen. Die meisten blieben jedoch, fast wie in ehrfürchtiger Andacht, und verarbeiteten die erdrückende Realität der Shoah, die der Film auf eindrucksvolle und gleichzeitig schockierende Weise darstellte. Inmitten dieser Verbrechen spürte man die Bedeutung der seltenen Momente der Menschlichkeit, die Oskar Schindler in das Leben der Verfolgten brachte und die wie Hoffnungsschimmer in der düsteren Kulisse wirkten. Ein besonderer Dank gilt daher dem Großteil unserer teilnehmenden Schülerschaft, die erkannt haben, wie wichtig ein respektvolles Verhalten in diesem Rahmen ist – eine Einsicht, die leider nicht allen in gleichem Maße gelang.

Nach dem Film bewegte sich die gesamte Gruppe gemeinsam zur Synagogengasse. Auf dem Weg dorthin tauschten viele Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken aus – die stärksten Eindrücke, die bewegendsten Szenen, die schockierendsten Ereignisse wurden reflektiert und gemeinsam verarbeitet. Es stand fest, dass der Film im Kino eine ganz andere Wirkung entfalten konnte als in einem gewöhnlichen Klassenraum. An der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge hielten Lotta Becker und Tom Greiner (beide Mitglieder der Courage-AG, Klasse 9a) eine einfühlsame Ansprache, die uns an die Verantwortung heutiger Generationen erinnerte. Sie mahnten uns die Geschichte nicht zu vergessen und den Anstand zu bewahren.

Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung 11/24Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung 11/24Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung 11/24Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung 11/24Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung 11/24

Rede von Lotta und Tom:

Kino "Schindlers Liste" und Kranzniederlegung 11/24Liebe Anwesende,

wir stehen heute hier, um an die Opfer der Shoah und an die jüdische Gemeinde Pirmasens zu erinnern. Viele Familien, deren Wurzeln hier lagen, wurden durch Hass und Verfolgung vernichtet. Die Söhne und Töchter dieser Stadt hätten heute vielleicht Enkel und Urenkel, die mit uns hier stehen könnten – vielleicht sogar Schülerinnen und Schüler unseres Leibniz-Gymnasiums.

In einer Zeit, in der extremistische Ideologien an Einfluss gewinnen und manche die Erinnerungskultur beenden wollen, müssen wir uns immer daran erinnern, was wirklich zählt: Anstand. Die Verbrechen der Vergangenheit mahnen uns, nie wieder dem Hass und der Hetze von Rassisten zu verfallen. Anstand bedeutet, sich für Demokratie und Menschlichkeit einzusetzen. Pirmasens wird seine verlorenen Söhne und Töchter niemals vergessen, und wir als heutige Generation tragen diese Verantwortung mit Anstand weiter.

Wir danken dem Historischen Verein Pirmasens, Frau Wittmer und Herrn Felber, Herrn Andreas Groß vom Walhalla Kino und seinen Mitarbeitenden, der Stadt Pirmasens und der Ordnungsbehörde sowie dem Förderverein und der Schulleitung des Leibniz Gymnasiums für die Unterstützung bei diesem Projekt.

Wir können all das Falsche, das passiert ist nicht rückgängig machen. Aber wir können uns ewig daran erinnern und verhindern, dass es nochmal passiert. Lassen wir es niemals zu, dass sich das Unrecht wiederholt, welches diesen armen Menschen widerfahren ist. Wir müssen die Werte der Menschlichkeit, Empathie, Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Religionen und Kulturen hochhalten. Wir alle können etwas dazu beitragen, dass die Zukunft unserer Gesellschaft und die unserer späteren Kinder eine bessere wird.

Danksagung:

Unser besonderer Dank gilt dem Historischen Verein Pirmasens, Frau Wittmer (Amtsleitung Kultur und Stadtarchiv Pirmasens), Herrn Felber (Stadtarchiv), Herrn Andreas Groß und seinem Team vom Walhalla-Kino, Frau Leidinger, Frau Fabian und Herrn Schmidt von der Stadt Pirmasens sowie der Ordnungsbehörde Pirmasens. Die Veranstaltung wurde zudem vom Förderverein des Leibniz-Gymnasiums unterstützt.

Ein besonderer Dank gilt auch unserer Schülerschaft. Viele haben sich auf unterschiedliche Weise engagiert, um dieses Projekt zu ermöglichen. Auch unter denjenigen, die den Film als Zuschauer erlebten, fanden sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die sich bereits unmittelbar nach der Vorführung interessiert und kritisch mit dem Gesehenen auseinandergesetzt oder anderen Trost gespendet haben.

Ein herzliches Dankeschön geht auch an alle begleitenden Kolleginnen und Kollegen, Frau Annecke, Frau Betz, Frau Röber-Kaminsky, Frau Sax, Herrn Ventulett, und das gesamte Kollegium des LGP für die Unterstützung und Geduld.